Hintergrund
Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung und einem Rückgang der Geburtenrate erleben wir zurzeit eine drastische Veränderung in der Altersstruktur der Bevölkerung. Diese Entwicklung wird zu einer großen Belastung für die jüngeren Generationen. Immer weniger Beschäftigte werden für immer mehr zu versorgende alte Menschen verantwortlich sein, vor allen Dingen, wenn diese alten Menschen pflegebedürftig sind. Ein großer Anteil dieser pflegebedürftigen Menschen leidet unter Demenz und bedarf einer besonderen Zuwendung.
Mehr als 65 Prozent der Demenzkranken leiden unter der Alzheimerkrankheit. Trotz intensiver Forschung in den mehr als 100 Jahren nach Entdeckung der Alzheimerkrankheit ist es nicht gelungen, diese Krankheit zu heilen. Eine Heilungsmöglichkeit ist auch für die Zukunft noch nicht absehbar.
Frühdiagnose
Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen, und mittlerweile auch im Rahmen klinischer Routineuntersuchungen, eine beginnende Erkrankung bereits 5-8 Jahre vor Ausbruch der Symptome festzustellen. Dadurch besteht die Chance durch Sekundärprävention den Ausbruch der Krankheit zu verzögern oder sogar zu verhindern.
Sekundärprävention
Als Sekundärprävention wird die Therapie von Patienten bezeichnet, bei denen die Krankheit klinisch noch nicht manifest ist, d.h. es besteht kein oder ein nur äußerst geringer krankhafter Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit, vor allem des Gedächtnisses. Obwohl die Symptome also noch nicht in Erscheinung getreten sind, hat die Erkrankung organisch bereits eingesetzt und erste Schädigungen liegen im Gehirn vor.
Prävention der Demenz ist ein relativ junges Konzept, welches bis vor kurzem eine geringe Bedeutung hatte. International lag der Schwerpunkt der Forschungsmaßnahmen nahezu ausschließlich auf der Suche nach Heilungsmöglichkeiten. Das Scheitern dieser Therapieansätze hat zu der Kehrtwendung dieser Einschätzung geführt.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Demenzen haben gewöhnlich eine lange klinische unauffällige Phase, während der der Zerfall der Nervenzellen nur langsam voranschreitet und prinzipiell aufhaltbar ist. Bei der Alzheimer Krankheit dauert dieser Prozess ca. 30 Jahre. Beim Übergang in die klinische Phase kommt es zu einer massiven Beschleunigung des Prozesses, welcher einhergeht mit dem Beginn des unwiederbringlichen Verlustes funktionsfähiger Nervenzellen. Erschwerend kommt der dramatische Verlust an Synapsen (Informationsspeicher des Gehirns) hinzu, was unter anderem den Verlust an gespeicherter Information erklärt. Selbst eine theoretische Heilung des Gehirns könnte in der späten Demenz diese Informationen nicht wiedererbringen und ein altes Gehirn hat nur begrenzte Möglichkeiten des Neuerlernens.
Ideal wäre eine Primärprävention. Diese scheitert aber aus praktischen Gründen. Eine Demenzprimärprävention müsste über mind. 30-40 Jahre durchgeführt werden. Obwohl möglich, ist aus anderen Präventionsmaßnahmen bekannt, dass diese nur von einem sehr geringen Teil der Bevölkerung durchgeführt würde. Effektive Sekundärprävention hingegen findet einen sehr viel größeren Zuspruch, da sie für den Patienten große Vorteile erbringt. Die Patienten wissen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb weniger Jahre erkranken werden, Präventive Maßnahmen zwar jahrelang durchführen müssten, diese dafür aber nahezu nebenwirkungsfrei sind und häufig zudem die allgemeine Lebensqualität verbessern.
Kenntnisstand Präventionsmaßnahmen
Von verschiedenen Einzelmaßnahmen ist bekannt, dass diese das Erkrankungsrisiko verringern können. Allerdings ist bis heute unbekannt wie groß dieser schützende Effekt ist.
Deswegen wird mittlerweile oft ein verbesserter Weg verfolgt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass ebenso wie bei vielen anderen präventiven Ansätzen, Einzelmaßnahmen zwar die oben erwähnten messbare Gruppeneffekte erzielen können, in ihrer Wirksamkeit aber kombinatorischen Ansätzen klar unterliegen könnten. Das sekundärpräventive Konzept des DIDP beruht auf einer multidimensionalen Prävention. Dies kann einerseits zu der Kombination verschiedener Wirkstoffe oder der Kombination ganz unterschiedlicher Maßnahmen führen.
Beispiele sind hier aufgeführt:
- Kontrolle der vaskulären Risikofaktoren (Hypercholesterolämie mit engen Grenzwerten, Bluthochdruck, Diabetes).
- Ernährungseinstellung und Supplementation (Langkettige Omega-3 Fettsäuren, Reduzierung bestimmter Risikostoffe, Folsäure und B6/B12 in individuell angepasster Dosierung).
- Altersangepasstes körperliches Fitness Programm mit de-finierter Trainingsleistung.
- Kognitive Aktivierung und soziales Integrationsprogramm.
- Therapie depressiver Symptome.
- Optimierung und Anpassung/Ersatz der aktuellen Medikation in Hinsicht auf kognitive Wechselwirkung.
Bei dem heutigen Stand der Wissenschaft ist für die Sekundärprävention immer eine individuelle Beratung und Betreuung notwendig. Am DIDP selber geschieht dies im Rahmen wissenschaftlicher Studien, außerhalb der reinen Forschungstätigkeit engagiert sich das DIDP stark dafür, dass diese Maßnahmen zukünftig auch der breiten Bevölkerung zur Verfügung stehen.